Das Inkassowesen bedient sich verschiedener Methoden, um ausstehende Forderungen erfolgreich einzutreiben. Diese Methoden reichen von der Wahl zwischen fiktiver und konkreter Abrechnung bis hin zum Einsatz von Auskunfteien wie Schufa. In diesem Artikel werden die wichtigsten Inkassomethoden detailliert erläutert.
1. Fiktive und konkrete Abrechnung
a) Fiktive Abrechnung
Die fiktive Abrechnung erfolgt, wenn der Gläubiger die Höhe der Forderung auf Basis eines Schadensgutachtens schätzt, anstatt die tatsächlich angefallenen Kosten zu berücksichtigen. Diese Methode ist häufig bei Kfz-Schäden oder ähnlichen Situationen anzutreffen, in denen eine Reparatur in Aussicht steht, jedoch noch nicht durchgeführt wurde.
- Vorteile:
- Schnelle Abwicklung ohne die Notwendigkeit von Kostennachweisen.
- Der Gläubiger kann dennoch den vollen Betrag der geschätzten Kosten fordern.
- Nachteile:
- Kann zu Streitigkeiten führen, wenn der Schuldner die Höhe der geschätzten Forderung anzweifelt.
- Der Gläubiger muss sicherstellen, dass die Schätzung realistisch und rechtlich vertretbar ist.
b) Konkrete Abrechnung
Bei der konkreten Abrechnung werden die tatsächlichen Kosten, die dem Gläubiger durch die Forderung entstanden sind, abgerechnet. Dies erfolgt in der Regel durch Vorlage von Rechnungen oder anderen Belegen, die die Höhe der Forderung belegen.
- Vorteile:
- Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Forderung.
- Höhere Akzeptanz bei Schuldnern, da die Kosten belegt sind.
- Nachteile:
- Kann zeitaufwendig sein, da alle Kosten dokumentiert werden müssen.
- Bei hoher Belastung kann der Gläubiger den Überblick über die tatsächlichen Kosten verlieren.
2. Maßnahmen zur Eintreibung von Forderungen
Inkassounternehmen setzen eine Vielzahl von Maßnahmen ein, um Forderungen erfolgreich einzutreiben:
a) Mahnungen
Wie bereits erwähnt, ist das Versenden von Mahnungen der erste Schritt im Inkassoprocess. Es sind in der Regel mehrere Mahnstufen erforderlich, bevor rechtliche Schritte eingeleitet werden.
b) Telefonische Kontaktaufnahme
Inkassounternehmen nutzen oft Telefonate, um direkt mit Schuldnern in Kontakt zu treten. Diese Methode ermöglicht eine persönliche Ansprache und kann schnell zu einer Klärung der Situation führen.
c) Persönliche Besuche (selten)
In einigen Fällen kann auch ein persönlicher Besuch des Inkassounternehmens beim Schuldner erfolgen, um die Forderung einzutreiben. Diese Maßnahme wird jedoch meist nur in Ausnahmefällen eingesetzt.
d) Ratenzahlung und Vergleiche
Inkassounternehmen haben die Möglichkeit, mit dem Schuldner Zahlungsvereinbarungen zu treffen. Dazu gehören Ratenzahlungen oder Vergleiche, die es dem Schuldner ermöglichen, die Forderung in Teilen zu begleichen.
e) Gerichtliche Schritte
Wenn alle anderen Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, kann das Inkassounternehmen gerichtliche Schritte einleiten, wie die Beantragung eines Mahnbescheids oder die Einleitung eines Vollstreckungsverfahrens.
3. Der Einsatz von Schufa und anderen Auskunfteien
a) Bonitätsprüfung
Der Einsatz von Auskunfteien wie Schufa ist eine gängige Praxis im Inkassowesen. Diese Unternehmen bieten Informationen über die Bonität von Schuldnern, die Inkassounternehmen und Gläubigern helfen können, die Wahrscheinlichkeit einer Rückzahlung einzuschätzen.
- Zugang zu Informationen: Inkassounternehmen können Informationen über die finanzielle Situation des Schuldners erhalten, die ihnen helfen, die beste Vorgehensweise zur Eintreibung der Forderung zu wählen.
b) Einträge bei Auskunfteien
Wenn eine Forderung über einen längeren Zeitraum nicht beglichen wird, kann das Inkassounternehmen einen negativen Eintrag bei Auskunfteien veranlassen. Dies kann den Schuldner unter Druck setzen, da es sich negativ auf seine Kreditwürdigkeit auswirkt.
- Langfristige Konsequenzen: Ein negativer Schufa-Eintrag kann die Möglichkeit des Schuldners beeinträchtigen, Kredite zu erhalten oder Verträge abzuschließen.
c) Datenschutz
Der Umgang mit den Daten der Schuldner muss unter Beachtung der Datenschutzgesetze erfolgen. Inkassounternehmen sind verpflichtet, die Daten der Schuldner vertraulich zu behandeln und nur im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zu verwenden.